Wiesenbrüter

(Großer Brachvogel, Bekassine, Kibitz & Co.)

 

Wiesenbrüter – diese Vogelgruppe braucht unseren Schutz

Der Artenschwund und somit der Verlust der biologischen Vielfalt stellt unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Hiervon sind auch unsere Wiesenbrüter sehr betroffen. Mögliche Ursachen für die Bestandsrückgänge sind die Intensivierung der Landnutzung, die Nutzungsaufgabe mit anschließender Verbuschung, der Flächenverlust und Siedlungsdruck, die Trockenlegung der Feuchtgebiete, ein zu geringes Nahrungsangebot für die Vögel oder auch die Zunahme von Beutetieren. In der aktuellen Roten Liste Bayerns (2016) gelten von den neun heimischen Wiesenbrüterarten sieben als „vom Aussterben bedroht“. Hierzu zählen der Große Brachvogel, die Uferschnepfe, der Rotschenkel, die Bekassine, die Grauammer, der Wiesenpieper und das Braunkehlchen. Der Kiebitz und der Wachtelkönig sind dort als „stark gefährdet“ eingestuft. Wiesenbrüter sind gute Indikatoren für die ökologische Qualität feuchter Wiesen und Weiden, also vor allem für Lebensräume in Niedermoorgebieten und den Tallagen der größeren Flüsse. Spezielle Artenhilfsmaßnahmen und ein Netzwerk an „Kümmerern“ (z.B. Landschaftspflegeverbände, Gebietsbetreuer und Ehrenamtliche) sollen sich langfristig dafür einsetzen, um kurz- bis mittelfristig die vorhandenen Bestände zu stabilisieren und langfristig deren Populationen aufzubauen.


 

Videos mit Christian Niederbichler (GB Ammersee) über die Bekassine und den Großen Brachvogel.

.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 


 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

 


 

Gelegeschutz für den Großen Brachvogel im Ampermoos

Das Naturschutzgebiet (NSG) Ampermoos ist landesweit bedeutsam und großflächiger Teil des Ramsar-Schutzgebiets Ammersee. Ebenso ist es als Flora-Fauna-Gebiet (FFH-Gebiet, Nr. 7832-371, Ampermoos) sowie als Vogelschutz-Gebiet (SPA-Gebiet, 7932-471, Ammerseegebiet) europarechtlich geschützt. Das Ampermoos hat auch wegen des Vorkommens vieler seltener wiesen- und schilfbrütender Vogelarten, wie Großer Brachvogel, Bekassine, Schwarz- und Braunkehlchen, Wiesenpieper, Schilfrohrsänger und Kiebitz, eine herausragende Bedeutung für den Artenschutz.

Um die Bestände des Großen Brachvogels im Ampermoos zu sichern bzw. wieder zu optimieren, hat der Landschaftspflegeverband Fürstenfeldbruck e.V. und die Gebietsbetreuerstelle Ammersee seit 2007 eine Gelegeschutz für den „vom Aussterben bedrohten“ Wiesenbrüter initiiert. Dieser erstreckt sich über die drei Landkreise Fürstenfeldbruck, Starnberg und Landsberg am Lech. Eine erfahrene hiesige Biologin führt dieses Projekt seit Jahren in Kooperation mit einem Netzwerk aus ehrenamtlichen Helfern erfolgreich durch. Hierfür wird jährlich nach intensiven Vorbeobachtungen ein mobiler Litzenzaun mit Weidezaungerät um das lokalisierte Gelege des Großen Brachvogels aufgebaut. Während der Brutphase ist der Zaun regelmäßig auf Funktionalität (auch Weidezaungerät) zu prüfen. Nach dem Schlupf wird der Zaun nach einigen Tagen abgebaut. Die Jungtiere werden dann bis zum möglichen „Flügge werden“ beobachtet. Die Beobachtungen und Arbeiten werden in einem Projektbericht zusammengefasst.

Aber auch die speziellen Pflegemaßnahmen im Gebiet, z.B. die jährliche Streuwiesenmahd im Spätsommer und Herbst mit den unterschiedlichen Schnittzeitpunkten und der Schaffung von verschiedenen Strukturelementen (z.B. unterschiedliche Arten von Altgrasstreifen oder nasse feuchte Mulden zum Stochern der Vögel nach Futter) tragen zum Projekterfolg bei, um die Bestände der seltenen Wiesenbrüter zu stabilisieren.


 

 


 

Gelegeschutz zur Populationsförderung für den Kiebitz im Allinger Moos

 

 

Auch im Allinger Moos wurden von 2009 bis 2015 populationsfördernde Maßnahmen für den Kiebitz durchgeführt, um seine Population zu fördern. Das Projektgebiet befindet sich im Grenzbereich des Ammer-Loisach-Hügellandes und dem Fürstenfeldbrucker Hügelland innerhalb der Gemeinden Alling, Eichenau, Puchheim und Gilching. Die dort vorherrschende Kulturlandschaft wird vor allem von Ackerbau geprägt.

Im Jahre 2009 konnten noch 23 Kiebitz-Brutpaare in kleinen Kolonien festgestellt werden. Um den allgemeinen Rückgang der Wiesenbrüter hier aufzuhalten hat der Landschaftspflegeverband Fürstenfeldbruck e.V. ein Pilotprojekt zur Populationsförderung des Kiebitzes gestartet. Hierfür wurden Biologen beauftragt zur Brutzeit regelmäßige Bestandsaufnahmen zur Population und deren Nester ausfindig zu machen. Die Standorte der Nester wurden anschließend mit Stöcken markiert und die Landnutzer informiert, damit diese die Nester bei der Feldarbeit durch Umfahren nich zerstören.

Der Rückgang des Wiesenbrüters konnte jedoch trotz der jährlichen Maßnahmen nicht aufgehalten werden. Innerhalb von sechs Jahren ist die Kiebitz-Population über 90% eingebrochen, so dass in 2015 nur mehr drei bis vier Brutpaare gefunden wurden. Die drei gefundenen Nester befanden sich ausschließlich im Tegger Moos innerhalb der Gemeinde Gilching. Aus zwei von diesen schlüpften vermutlich Jungvögel. Als mögliche Ursachen für den Rückgang der Population werden im Projektbericht die ungeeignete Auswahl an Feldfrüchten (z.B. Wintergetreide), ein zu dichter Reihenabstand der Feldfrüchte, die fehlenden (Grün-)Strukturen (z.B. Ackerrandstreifen), ein mangelhaftes Nahrungsangebot für die Wiesenbrüter (Stochern z.B. im feuchten Boden nach Würmern) oder die Zerstörung der Nester durch Ansaat oder Umbruch angesehen. Dazu kommt, dass sich Kiebitze vor Feinden (z.B. Fuchs und Greifvögel) immer im Verbund verteidigen. Schrumpft die Population, so können sich die verbleibenden Kiebitze auch nur noch schlecht zur Wehr setzen. Aber auch die in den letzten Jahren zugenommene Freizeitnutzung durch den Siedlungsdruck führt zur Störung dieser Art. Gerade zur Brutzeit reagieren Wiesenbrüter allgemein sehr empfindlich auf jegliche Störung (z.B. freilaufende Hunde, Spaziergänger, Modellflugzeige oder Drohnen). Häufig werden dann in Folge auch ihre Nester aufgeben.